Schlafapnoe

Über Menschen, die schnarchen, werden gerne Witze gemacht. Dabei ist Schnarchen alles andere als eine scherzhafte Angelegenheit. Lautes Schnarchen kann vielmehr ein ernst zu nehmendes Anzeichen für schlafbezogene Atmungsstörungen sein. Es deutet auf eine Verengung der Atemwege hin, die den Betroffenen das Atemholen im Schlaf erschwert. Die typischen Schnarchgeräusche entstehen bei der Anstrengung, durch die verengten Atemwege Luft zu holen.

Ca. 10 - 30% der Erwachsenen schnarchen im Schlaf. In den meisten Fällen ist jedoch keine Behandlung erforderlich, da Schnarchen an sich keine Gefahr für die Gesundheit darstellt. Dagegen ist lautes und unregelmäßiges Schnarchen in der Regel ein erster Hinweis auf obstruktive Schlafapnoe, eine potentiell lebensbedrohliche Erkrankung, die bei 5% der Bevölkerung auftritt und vorwiegend übergewichtige Männer im mittleren Lebensalter betrifft. Apnoe stammt übrigens aus dem Griechischen und bedeutet Atemstillstand.

Da bei Schlafapnoe die Atmung im Schlaf nicht einwandfrei funktioniert, erhalten die Patienten nicht genug Sauerstoff und schlafen insgesamt sehr schlecht. Schlafapnoe kann zu Tagesschläfrigkeit führen und der Auslöser für Bluthochdruck, Herzversagen sowie Herz- und Schlaganfälle sein. Bei lautem und regelmäßigem Schnarchen, das in jeder Körperlage auftritt, sollte grundsätzlich ein Arzt hinzugezogen werden, der den Patienten gegebenenfalls an ein Schlafmedizinisches Zentrum zur genauen Untersuchung des Schlafs überweist.

Schlafmediziner sind heute in der Lage, Atmungsstörungen bereits in frühen Stadien zu erkennen, in denen eine Behandlung noch besser greift. So lassen sich oftmals bei frühzeitiger Behandlung potentiell lebensbedrohliche Folgeerkrankungen der Schlafapnoe vermeiden oder beheben.
 

Warnzeichen der Schlafapnoe bei Erwachsenen

Schnarchen kann eine Lautstärke erreichen, die an die Geräuschentwicklung von Pressluftbohrern heranreicht, über mehrere Räume hinweg zu hören ist und manchmal bis zur benachbarten Wohnung durchdringt. Die typischen Geräusche des Schnarchens, die im Wechsel von Atempausen und heftigem Luftschnappen entstehen, spiegeln das Aus- und Einsetzen der Atmung akustisch wider. In schweren Fällen setzt die Atmung zu 75% der gesamten Schlafdauer aus.

Der gestörte Nachtschlaf kann extreme Tagesschläfrigkeit verursachen und zu gravierenden Belastungen im Privat- und Berufsleben führen. Schlafapnoeiker unterliegen auch erhöhten Unfall- und Verletzungsrisiken, da sie jederzeit an der Arbeit oder beim Autofahren einschlafen können. Die Wahrscheinlichkeit von Verkehrsunfällen ist bei Schlafapnoeikern ca. 2-5 mal höher als bei anderen Verkehrsteilnehmern.

Schlafapnoe kann zu Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit, Zerstreutheit, Angstzuständen und Depressionen führen. Diese Beschwerden können plötzlich und unvermittelt auftreten oder sich in einem schleichenden Prozess über Jahre hinweg herausbilden. Die Symptome werden oftmals gar nicht beachtet oder in ihrer Bedeutung nicht ernst genommen. Meistens werden Familienmitglieder, Arbeitgeber oder Kollegen auf das veränderte Verhalten der Patienten aufmerksam und regen eine ärztliche Untersuchung an. Es gibt aber auch Fälle, in denen die Betroffenen selber registrieren, dass sie nachts häufig aufwachen und nach Luft ringen.

Manche Patienten klagen auch über morgendliche Kopfschmerzen und ein nachlassendes sexuelles Interesse. Bei Männern kann es zudem zu Errektionsstörungen kommen.
 

Warnzeichen der Schlafapnoe bei Kindern

Schlafapnoe wird mit dem plötzlichen Kindstod (Sudden Infant Death Syndrome = SIDS) in Verbindung gebracht, obwohl die Ursachen und Zusammenhänge nicht genau bekannt sind. In der Forschung geht man derzeit der Frage nach, welche Rolle die Schlafapnoe beim plötzlichen Kindstod spielt und inwieweit sie als auslösender Faktor in Betracht kommt.

Schlafapnoe kann bei Kindern mit Übergewicht und vergrößerten Mandeln bzw. Polypen auftreten. Unter Schlafapnoe leidende Kinder schnarchen, zeigen Schwierigkeiten beim Luftholen und haben einen unruhigen Schlaf. Da Schnarchen im Kindesalter sehr ungewöhnlich ist, sollten Eltern stets einen Arzt zu Rate ziehen.

Ältere Kinder, die unter Schlafapnoe leiden, wirken oft träge und schwerfällig und zeigen schlechte Leistungen in der Schule. Sie werden häufig als "langsam" und "faul" eingeschätzt.
 

Ursachen der Schlafapnoe

Im Gegensatz zum Wachzustand lässt im Schlaf die Spannkraft aller Muskeln nach. Dies gilt auch für alle an der Atmung beteiligten Muskeln. Bei den meisten Menschen hat dies keine negative Auswirkung auf die Atmung im Schlaf. Bei manchen Menschen ist dagegen der Tonusverlust der Muskeln im Rachenraum so groß, dass die Atmung in erheblichem Maße beeinträchtigt und der Schlaf damit zu einem gesundheitlichen Risikofaktor wird.

Eine weitere Ursache für Schlafapnoe liegt in der Verengung der Atemwege durch Normabweichungen im Rachenraum. Auch Fehlleistungen in jenem Teil des Gehirns, das für die Steuerung der Atmung im Schlaf zuständig ist, können Schlafapnoe verursachen. Normalerweise werden vom Gehirn Befehle an die Muskeln zur Steuerung der Atmung ausgesandt. In manchen Fällen von Schlafapnoe scheint das Gehirn die Aussendung dieser Anweisungen regelrecht zu "vergessen".

Die verschiedenen Formen der Schlafapnoe

In der Schlafmedizin werden zwei grundlegende Arten schlafbezogener Atmungsstörungen unterschieden: die obstruktive und die zentrale Schlafapnoe.
 

Obstruktive Schlafapnoe

Die obstruktive Schlafapnoe stellt die schwerwiegendste und am häufigsten verbreitete Form schlafbezogener Atmungsstörungen dar. Man spricht hier auch von der Obstruktion der oberen Atemwege.

Durch Entspannung und Erschlaffung der Muskeln des weichen Gaumens, der sich zwischen Zungenansatz und Gaumenzäpfchen befindet, werden die Atemwege verschlossen und somit ein freier Luftfluss verhindert. Dadurch verstärken sich die Atembemühungen, die am Ende in lautes Schnarchen übergehen. Wenn die Atemwege schließlich kollabieren, wird die Atmung gänzlich blockiert. Diese regelmäßig auftretenden Atemstillstände erkennt man an den Pausen beim Schnarchen. Infolge der erhöhten Muskelaktivität von Zwerchfell und Brust, die durch die verstärkten Atmungsanstrengungen hervorgerufen wird, kommt es zu kurzen Schlafunterbrechungen. Während dieser sogenannten Arousals nimmt die Muskelaktivität im Halsbereich wieder zu, so dass die Atemwege schließlich geöffnet werden. Die Anstrengungen beim Atemholen lassen sich gut verdeutlichen, wenn man sich das Trinken mit einem ausgeleierten Strohhalm vorstellt, durch den sich nur mit großer Mühe Flüssigkeit ziehen lässt. Wenn die Atmung nun wieder einsetzt, hört man die tiefen Atemzüge, die auf die Schlafunterbrechung folgen. Die Weckreaktionen sind allerdings so kurz und unvollständig, dass sich die Betroffenen am nächsten Morgen nicht daran erinnern können. Bei obstruktiver Schlafapnoe kommt es zu Atemstillständen, die 10 Sekunden und länger andauern und sich in einer einzigen Nacht hundertfach wiederholen.

Da bei jedem Atemstillstand der Sauerstoffgehalt im Blut sinkt, muss das Herz verstärkt arbeiten, um den Sauerstoffbedarf im Körper zu decken. Dadurch steigt der Blutdruck, der manchmal auch nach Wiedereinsetzen der Atmung auf hohem Niveau verbleibt. In manchen Fällen kommt es auch zu Herzrhythmusstörungen, d. h. das Herz schlägt unregelmäßig und setzt sogar für Sekunden ganz aus. Es wird vermutet, dass der plötzlich im Schlaf eintretende Tod von Menschen bei scheinbar gutem Gesundheitszustand vielfach auf schlafbezogene Herzrhythmusstörungen zurückzuführen ist. Übrigens begünstigen Alkohol, Schlaftabletten und Beruhigungsmittel vor dem Schlafengehen die Abnahme des Muskeltonus und erhöhen somit die Wahrscheinlichkeit für das Kollabieren der Atemwege.

Während die meisten Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe keine physischen Anomalien aufweisen, die den Atmungsprozess im Schlaf behindern könnten, wirken sich bei anderen besondere physische Merkmale negativ auf die nächtliche Atmung aus. Hierzu zählen ungewöhnlich kleine Kiefer, große Zungen, vergrößerte Mandeln und am Eingang der Atemwege befindliches Fett- und Bindegewebe, das den Luftfluss teilweise blockiert. Manche Patienten weisen auch mehrere dieser ungünstigen Faktoren gleichzeitig auf.

Obstruktive Schlafapnoe tritt besonders häufig bei übergewichtigen Männern auf, während Frauen aufgrund der weiblichen Hormone und einer anderen Anatomie im Halsbereich in der Regel bis zur Menopause verschont bleiben. Nach der Menopause wird der Unterschied im Hinblick auf die Häufigkeit geringer.

Zentrale Schlafapnoe

Bei der zentralen Schlafapnoe bleiben die Atemwege zwar geöffnet, aber die Muskeln in Brust und Zwerchfell sind nicht aktiv. Infolge des fehlenden Atemantriebes fällt der Sauerstoffgehalt im Blut - für das Gehirn ein Signal, den Schlafenden zu wecken, um die Atmung wieder aufzunehmen.

Die Wahrscheinlichkeit für zentrale Schlafapnoe nimmt im Alter zu. Jeder vierte der 60jährigen und Älteren kennt schlafbezogene Atmungsstörungen. In den meisten Fällen sind diese jedoch harmlos und bedürfen keiner besonderen Behandlung. Treten schlafbezogene Atmungsstörungen dagegen gehäuft und zusammen mit Herzschwäche oder neurologischen Störungen auf, ist eine Behandlung dringend erforderlich. Übrigens nehmen Patienten bei zentraler Schlafapnoe das häufige nächtliche Erwachen in der Regel eher wahr als bei obstruktiver Schlafapnoe.
 

Welche Informationen benötigt der behandelnde Arzt?

Der behandelnde Arzt ist auf eine Reihe wichtiger Informationen angewiesen. Er wird die Krankengeschichte des Patienten aufnehmen und eine Fremdanamnese durch den (die) Bettpartner(in) erheben, um sich ein genaues Bild über das Schlaf-/Wachverhalten zu verschaffen. Bei Verdacht auf Schlafapnoe wird er den Patienten in der Regel zur weiteren Untersuchung in ein Schlafmedizinisches Zentrum überweisen. Schlafmedizinische Experten sind in der Lage, den Schlaf genau zu analysieren. Der Patient verbringt zur Überwachung des Schlafs ein bis zwei Nächte im Schlaflabor. Die Auswertung polysomnographischer Aufzeichnungen erlaubt es, Schlafapnoen zu diagnostizieren und die optimale Therapieform zu bestimmen.

Die Patienten werden gebeten, sich ca. eine Stunde vor der gewohnten Schlafenszeit im Schlafmedizinischen Labor einzufinden. Das medizinisch-technische Personal legt dem Patienten vor dem Schlafengehen an verschiedenen Körperstellen Sensoren zur Messung von Hirnkurven, Augenbewegungen, Muskelaktivität, Arm- und Beinbewegungen, Herz- und Atmungsfunktion und weiteren Körperfunktionen an.

Jedes Schlafmedizinische Labor verfügt über technische Systeme zur Aufzeichnung des Schlafs. Bei der Überwachung und Registrierung der nächtlichen Atmung können verschiedene technische Hilfsmittel zum Einsatz kommen, z. B. eine leichte Beatmungsmaske, die Mund- und Nasenbereich abdeckt, und Temperatursensoren zur Temperaturmessung der ein- und ausströmenden Luft. Damit lässt sich ermitteln, ob und in welchen Schlafstadien Apnoen auftreten. Um die Atmungsanstrengung zu messen, werden Gurte mit Dehnungssensoren um Brustkorb und Bauch des Patienten gelegt. Anhand von Sensoren, die am Ohrläppchen oder am Finger angelegt werden, lässt sich während jeder einzelnen Apnoephase genau ermitteln, wie weit der Sauerstoffgehalt im Blut absinkt.

In manchen Fällen ist eine zusätzliche Schläfrigkeitsuntersuchung am Tage erforderlich. Der Patient wird dann gebeten, mehrmals einen Kurzschlaf von ca. 20 Minuten im Abstand von 2 Stunden zu halten. An der Geschwindigkeit, mit der die Patienten bei dieser Methode - die als Multipler-Schlaf-Latenz-Test (MSLT) bezeichnet wird - einschlafen, lässt sich der Grad der Tagesschläfrigkeit messen, die je nach dem Schweregrad der Apnoe extrem hoch sein kann. Der Test dient zudem der differentialdiagnostischen Abgrenzung zu anderen Erkrankungen, bei denen ebenfalls Tagesschläfrigkeit auftritt, wie z. B. Narkolepsie.
 

Therapiemethoden

In der Behandlung von Schlafapnoe kommen allgemeine Maßnahmen und spezielle Therapieverfahren zur Anwendung.
 

Allgemeine Maßnahmen

• Die Erlangung des Normalgewichts spielt bei Schlafapnoe eine wichtige Rolle. Ein Schlafapnoeiker mit einem Körpergewicht von 90 kg, dessen Idealgewicht bei 75 kg liegt, kann durch die Abnahme von ca. 10 kg sowohl seine nächtliche Atmung als auch seine Schlafqualität erheblich verbessern und die Tagesschläfrigkeit deutlich vermindern.

• Alkohol sollte 2 Stunden vor dem Schlafengehen vermieden werden, da er die Atmungsaktivität dämmt und somit die Wahrscheinlichkeit und Häufigkeit von Apnoen erhöht. Alkohol kann zudem bei Personen Apnoen auslösen, die sonst lediglich schnarchen würden.

• Schlaftabletten sollten ebenfalls gemieden werden, da auch sie die Atmungsaktivität herabsetzen und Schlafapnoe begünstigen. Wenn der Schlaf des Patienten allerdings durch extrem häufiges Erwachen stark beeinträchtigt wird, können Schlafmittel zur Verbesserung der Schlafqualität durchaus sinnvoll sein. Hierzu sollte jedoch stets ein Arzt befragt werden.

• Medikamente sollten stets mit äußerster Vorsicht eingenommen werden. So können sich z. B. verschreibungspflichtige Medikamente gegen Kopfschmerzen und Angstzustände auf Schlaf und Atmung negativ auswirken.

• Es empfiehlt sich grundsätzlich, auf der Seite zu schlafen. In manchen Fällen tritt Schlafapnoe nur auf, wenn die Betroffenen in der Rückenlage schlafen. Wenn die Umgewöhnung auf eine andere Körperlage schwerfällt, kann man sich verschiedener Tricks bedienen. Ein im Rücken plaziertes Kopfkissen oder ein auf dem Rückenteil des Schlafanzugs angenähter Tennisball können verhindern, dass man unbeabsichtigt in die gewohnte Lage zurückfällt.

• Da Medikamente gegen Verstopfung der Nase sowohl Schnarchen als auch Apnoen reduzieren können, ist ihr Einsatz in manchen Fällen sehr sinnvoll.

Alle diese allgemeinen Maßnahmen steigern die Schlafqualität in jedem Fall, auch bei gesunden Menschen. Sie können in günstigen Fällen helfen, das Ausmaß einer Schlafapnoe zu vermindern. In sehr seltenen Fällen, und nur wenn das Schnarchen oder die Schlafapnoe nicht sehr ausgeprägt war, kann dieses durch Gewichtsabnahme und allgemeine Maßnahmen verschwinden. In den allermeisten Fällen reichen die allgemeinen Maßnahmen nicht aus und spezielle Therapieverfahren werden erforderlich.
 

Spezielle Therapieverfahren CPAP-Therapie

Die kontinuierliche positive Überdruckbeatmung der CPAP-Therapie (continuous positive airway pressure) stellt die effektivste Behandlungsmethode des Schlafapnoe-Syndroms dar. Dabei werden die Patienten über eine individuell angepasst Nasenmaske mit Raumluft beatmet, wobei ein kontinuierlicher positiver Druck den Atemwegen zugeführt wird. Durch den Beatmungsdruck werden die Atemwege offengehalten, so dass sich Schlaf und Atmung wieder normalisieren. Die Beatmung mit dem CPAP-Gerät ist eine physikalische Maßnahme und sie muss daher jede Nacht eingesetzt werden. Die Lebensqualität der behandelten Patienten steigt enorm an, da sie am Tag wieder wach sind, auch bei monotonen Tätigkeiten nicht einschlafen und sich beim morgendlichen Aufwachen wieder erholt fühlen. Die CPAP-Therapie wird vorwiegend zur Behandlung von obstruktiver Schlafapnoe eingesetzt. Neue Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass diese Therapie auch in vielen Fällen der zentralen Schlafapnoe erfolgreich sein kann. Ca. 70% der Patienten, die mit der CPAP-Methode behandelt werden, kommen mit dem Therapieverfahren gut zurecht. Die übrigen Patienten lehnen diese Behandlungsmethode dagegen ab, weil das Gerät im Gebrauch als zu lästig empfunden wird. Jede Nacht muss mit einer, wenn auch gut angepassten, Nasenmaske verbracht werden. Dies ist immer problematisch, weil kein anderes Therapieverfahren genauso effektiv ist.
 

Aufbissschienen

Manchen Patienten kann mit individuell angepassten Aufbissschienen für Ober- und Unterkiefer geholfen werden. Mit diesem technischen Hilfsmittel werden die Atemwege offengehalten, indem Kiefer, Zunge und weicher Gaumen leicht nach vorne verlagert werden. Die Schienen sind oft recht teuer und wirken nur teilweise. Es findet sich bei der Hälfte der Patienten eine Abnahme der Anzahl der Apnoen um die Hälfte. Bei anderen Patienten nützen die Schienen nichts. Leider lässt sich nicht vorhersagen, bei wem sie helfen. Dies muss individuell ermittelt werden. Wenn die Schienen nicht oder nur teilweise helfen, bleibt auch der positive Effekt auf die Tagesschläfrigkeit und damit auf die Lebensqualität aus.
 

Chirurgische Korrekturen

Physische Anomalien, die die Atmung im Schlaf ungünstig beeinflussen, können in manchen Fällen operativ korrigiert werden. Dazu zählen beispielsweise vergrößerte Mandeln und Polypen, die vor allem bei Kindern häufig vorkommen, sowie Missbildungen des Kiefers und weichen Gaumens und eine für die Atmung ungünstig verlaufende Nasenscheidewand.

Ein operatives Verfahren zur Behandlung der obstruktiven Schlafapnoe stellt die Uvulopalatopharyngoplastik (UPPP) dar. Dabei wird Fett- und Bindegewebe im Rachenbereich entfernt, das die Atemwege im Schlaf behindern könnte. Wie verschiedene Studien belegen, liegt die Erfolgsrate dieser Operationstechnik bei ca. 50%. In der Forschung konzentriert man sich derzeit auf die Frage, unter welchen Bedingungen Patienten mit dieser Methode erfolgreich geholfen werden kann. Leider hat in den letzten 15 Jahren keine Studie klären können, bei wem die Operation hilft. Bei Patienten, bei denen sie nicht hilft, bleiben alle Folgen der Schlafapnoe, wie Tagesschläfrigkeit und Bluthochdruck, bestehen. Einige Patienten beklagen sich nach der Operation über Nebenwirkungen, wie z. B. eine nasale Sprache oder das Rückströmen von Flüssigkeiten in die Nase beim Schlucken und Trinken. In diesen Fällen ist die Lebensqualität erheblich eingeschränkt.

Bei schweren lebensbedrohlichen Schlafapnoe-Syndromen wird gelegentlich die Tracheotomie (Luftröhrenschnitt) eingesetzt, mit der sich die Schlafapnoe-Symptomatik beseitigen lässt. Bei diesem Verfahren wird die Luftröhre aufgeschnitten. Durch die Öffnung wird ein Schlauch eingeführt, der im Wachzustand geschlossen bleibt, so dass der Patient normal sprechen und über die oberen Luftwege atmen kann. Vor dem Schlafen wird der Schlauch dagegen geöffnet, so dass der zugeführte Luftstrom den Verschluss der Atemwege überwinden und dadurch Luft direkt in die Lungen fließen kann. Bei diesem Therapieverfahren handelt es sich um die allerletzte Notfallmaßnahme. Sie wird extrem selten eingesetzt.Diese Maßnahme führt zu einer starken Beeinträchtigung der Lebensqualität, auch wenn am Tage das Tracheotoma unauffällig sein kann.
 

Sauerstoff

Die Sauerstoffbehandlung wird in der Therapie der Schlafapnoe selten allein eingesetzt, sondern kommt in Kombination mit anderen Verfahren zur Anwendung. Sauerstoff kann z. B. über die CPAP-Behandlung zugeführt werden, wenn etwa der Sauerstoffgehalt aufgrund von zusätzlichen Herz- und Lungenerkrankungen zu niedrig ist. In jedem Fall ist bei einer Sauerstofftherapie ein Schlauchsystem oder eine Nasenmaske erforderlich. Damit ist die Beeinträchtigung der Lebensqualität ähnlich wie bei der CPAP-Therapie.
 

Medikation

In der Regel profitieren Schlafapnoeiker nur in geringem Maße von einer medikamentösen Behandlung. Ein wirklich gegen das Schnarchen oder die Schlafapnoe wirksames Medikament wurde noch nicht gefunden. Allerdings lassen sich bei leichten Schlafapnoe-Syndromen durch einige Medikamente Verbesserungen erzielen. Medikamente werden auch eingesetzt, um begleitende Erkrankungen wie Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck oder verbleibende Schläfrigkeit zu behandeln. Bei allen medikamentösen Therapien ist auf Nebenwirkungen zu achten, die die Lebensqualität einschränken können. Hier ist ein genaues Abwägen der Vor- und Nachteile durch den Arzt erforderlich.

Quellenangabe:
Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM): "Positive Airway Pressure Therapy for Sleep Apnea". American Sleep Disorders Association Rochester, MN, USA, Copyright 1997.

Bei Schlafapnoe ist umzudenken

Studie zur Gesamtsterblichkeit / besonders die jungen Patienten sind gefährdet

HAIFA (mal). Eine Schlafapnoe ist bei jüngeren Männern eine deutlich heiklere Angelegenheit als bei über 50jährigen. Denn nur die jüngeren haben damit eine im Vergleich zur Durchschnittsbevölkerung erhöhte Gesamtsterblichkeits-Rate.

Diagnostik bei Verdacht auf eine Schlafapnoe und Therapie bei gesicherter Diagnose sollten in möglichst frühen Lebensjahren erfolgen, fordern Forscher um Schlafapnoe-Spezialist Professor Peretz Lavie aus Haifa in Israel. Gerade bei Risiko-Patienten, also unter 30jährigen dicken Männern mit positiver Familienanamnese oder Bluthochdruck sei erhöhte Aufmerksamkeit geboten, so Lavie.

Gemeinsam mit seinen Kollegen hat Lavie bei 14 589 Männern im Alter zwischen 20 und 93 Jahren mit Schlafapnoe im Mittel 4,6 Jahre lang Daten erhoben. In dieser Zeit waren 372 Studienteilnehmer gestorben. Die Gesamtsterblichkeits-Rate, bezogen auf 1000 Personen und auf ein Jahr, lag damit bei 5,55. Sie war umso höher, je korpulenter die Patienten waren und je stärker die Schlafapnoe ausgeprägt war (Eur Respir J 25, 2005, 514). Insgesamt war die Gesamtsterblichkeits-Rate im Vergleich zu der der männlichen Durchschnittsbevölkerung aber nicht signifikant erhöht.

Die Berücksichtigung des Alters der Patienten brachte dann aber eine Überraschung: Bei mäßiger bis starker Schlafapnoe (über 30 Apnoe- oder Hypopnoe-Phasen pro Stunde) war die Gesamtsterblichkeits-Rate umso höher, je jünger die Patienten waren. Bei den 20- bis 29jährigen war sie mit einer Rate von 5,84 sogar statistisch signifikant erhöht. Eine weitere Analyse nur bei Männern mit starker Schlafapnoe (stündlich über 50 Apnoe- oder Hypopnoe-Phasen) bestätigte die Beobachtung.

Möglicherweise gelinge es mit zunehmender Krankheitsdauer, die Effekte der Schlafapnoe irgendwie zu kompensieren, so die Forscher. Bei Jüngeren müsse dieser Mechanismus noch ausreifen. Deshalb sei ihre Gesamtsterblichkeits-Rate noch signifikant erhöht.

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